Live
Post-HardcorePunkrockRock
Live bei: Billy Talent in Frankfurt (25.11.2022)
Eine Band, die immer und immer wieder zu überzeugen weiß.
VON
Julia Lotz
AM 28/11/2022
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Billy Talent feiern nächstes Jahr ihren 30. Band-Geburtstag. Soweit erstmal nichts besonderes, doch wenn man sich die Historie der 1993 unter dem Namen Pezz in Kanada gegründeten Band anschaut, so entdeckt man mehr als nur das ein oder andere Detail, das feierwürdig ist. Doch dazu später mehr. Bevor es soweit ist und die Truppe um Frontmann Benjamin Kowalewicz nächstes Jahr drei Dekaden in der Szene zumindest schon mal bei eeeinigen Festivalauftritten in Europa feiert, steht dieses Jahr erstmal die Live-Rutsche zum aktuellen Album „Crisis Of Faith“ auf dem Plan.
Erschienen ist der Longplayer bereits im Januar, doch wir wissen… Irgendwas war da in den letzten zwei Jahren, weshalb dieses „Touren“ irgendwie erstmal langsam anlief. Nun schaffte es das Quartett aber nach dem Festival-Einstand im Sommer (u.a. waren sie bei Rock am Ring und Rock im Park zu sehen) endlich für ihre Headliner-Tour zum neuen Album nach Deutschland. Für das erste Konzert in hiesigen Gefilden in der Frankfurter Festhalle am 25. November ließen sich die Kanadier außerdem etwas besonderes einfallen: Die komplette Show wurde gefilmt!
Pabst
Doch der Reihe nach. Eröffnet wurde der Abend von Pabst. Die Berliner Indie Rock-Kombo tourt bei der gesamten Tour durch die DACH-Region mit den Kanadiern. Ein starkes Stück und sicherlich eine Bühne, die der Truppe für ihren weiteren Weg sehr gelegen kommt.
Eine halbe Stunde machte das Trio ordentlich Stimmung hatte damit sichtlich Erfolg bei den bereits zu Konzertstart reichlich erschienenen Gästen. Insgesamt sieben Stück, darunter auch Tracks des aktuellen Albums „Crushed By The Weight Of The World“ von diesem Jahr, sowie ein Cover des Sixpence None The Richer-Hits „Kiss Me“ gab die Band zum Besten. Und hat sicherlich den ein oder anderen Stammhörer dazu gewonnen.
Johnossi
Als zweiter Act des Abends gaben sich nach einer halben Stunde Umbaupause Johnossi die Ehre. Die Schweden waren bei den ersten beiden Deutschland-Konzerten in Frankfurt und Freiburg dabei und wurden dann für den Rest der Tour von Frank Turner abgelöst. Wer mit der Kombo jetzt erstmal nichts angefangen kann, dem sei geholfen, denn ein paar Hits haben die Indie-Rocker, die ihr GANZ SICHER schon gehört habt.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Immerhin sieben Longplayer kann das Duo, bestehend aus John Engelbert und Oskar „Ossi“ Bonde (I see what you did there!), ihr Eigen nennen; zuletzt erschien dieses Jahr die Platte „Mad Gone Wild“. Musikalisch kann die Formation vor allem diejenigen überzeugen, die auf sehr guten Indie Rock stehen. Und ebenso wie Pabst holten auch Johnossi die Leute ab, wenngleich man bei aller Qualität, die beide Acts an den Tag legten, das Gefühl hatte, dass es in Kombi mit Billy Talent musikalisch bei den meisten Besuchern nicht zu 100% matchte. Dennoch hinterließen beide Bands einen bleibenden Eindruck und gewannen ganz bestimmt den ein oder anderen Fan dazu.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Billy Talent
Recht spät, aber immerhin fünf Minuten früher als ursprünglich geplant ging’s um 21:25 Uhr dann endlich mit dem Haupt-Act los. Da freut sich die Freitagabends grundsätzlich immer müde Verfasserin dieses Berichts. Mit „Devil In A Midnight Mass“ eröffneten Billy Talent ihr 21 Songs (!) starkes Set an diesem Abend und hatten mit der Wahl des Openers das Publikum direkt bei den Eiern oder wahlweise auch den Eierstöcken. Mit Release der ersten Single aus dem 2006 erschienenen Album „Billy Talent II“ machte das Quartett einiges richtig. Sowohl der Track als auch das dazugehörige Album verschafften den Kanadiern nicht nur in der Heimat, wo sie schon sehr bekannt waren, sondern auch in Deutschland den Durchbruch – die Scheibe stieg immerhin auf Platz 1 der deutschen Albumcharts ein. Und das dazugehörige Video lief zu der Zeit, als Musikfernsehen noch relevant war, auf MTV auf und ab.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Der Abend ging weiter mit Tracks, die uns einmal quer durch die Release-Historie der Band führten, wobei die Songs vom aktuellen Album „Crisis Of Faith“, dessen Tour es ja eigentlich ist, gar nicht mal so präsent waren. Zugegebenermaßen schienen die Fans im Publikum aber auch größeren Gefallen an den alten Stück gefunden zu haben und so lag der Fokus der Setlist auf den ersten drei Releases der Band. Von der aktuellem Platte schien aber vor allem „Reckless Paradise“ durch die Bank weg gut anzukommen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Als Drummer ist bei der aktuell laufenden Tour erneut Loel Campbell mit von der Partie, der u.a. schon bei Rock am Ring und Rock im Park mit dabei war. Er ersetzt Aaron Solowoniuk, der wegen seiner MS-Erkrankung seit 2016 live pausiert. In den Jahren zuvor war Jordan Hastings an seiner Stelle, doch da er mit seiner Band Alexisonfire seit diesem Jahr ebenfalls wieder auf Tour ist, müssen Billy Talent nun erstmal auf ihn verzichten. Campbell macht seine Sache jedoch gut und das Ganze wirkt eingespielt und rund. Props gehen ebenfalls an Gitarrist Ian D’Sa sowie Bassist Jon Gallant, die am Ende des Sets jeweils mit einem Solo noch mal darboten, was sie drauf haben. Alle Musiker der Band haben ihre Bezeichnung wirklich verdient, wie sie seit nun fast 30 Jahren in der Konstellation, in der sie sich befinden, beweisen. Abseits der Drum Fill-Ins für Aaron bestehen Billy Talent noch immer in der Gründungsformation von 1993. Hut ab dafür!
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Was bleibt sonst zu sagen? Dass Hits wie „Fallen Leaves“, „Rusted From The Rain“ oder „Devil On My Shoulder“ die Crowd am meisten abholten, muss wohl nicht gesondert erwähnt werden. Live können Ben Kowalewicz und Konsorten auch immer mit ihren Balladen überzeugen und das Publikum sang bei „Surrender“, „Pins And Needles“ oder „Try Honesty“ textsicher mit.
Eine klassische Zugabe schenkte sich die Truppe übrigens. Statt, wie Fronter Ben es formuliert, sinnlos von der Bühne zu gehen und zurückzukommen, obwohl jeder weiß, wie es weitergeht, hält man die Party eben am Laufen. Gut so! Beendet wird der Abend dann mit DEM Klassiker schlechthin – „Red Flag“. Ein Stück, das u.a. durch seine Verwendung in popkulturellen Medien wie diversen Games große Bekanntheit erlang. Und eben auch noch den MTV-Hype mitnahm.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Um kurz nach 23 Uhr verlassen tausende Billy Talent-Fans happy die Festhalle. Traurig, dass es schon vorbei ist, muss man ja aber gar nicht sein, denn da die Show gefilmt wurde, dürfen wir uns auch im Nachgang noch über das Live-Feeling freuen. Wir sind gespannt, wann uns der entsprechende Output ins Haus steht.
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
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